Dies Domini – 4. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B
Wer sich dieser Tage in den Leserbriefspalten unserer Zeitungen umtut, findet sehr häufig teils umfangreiche Auseinandersetzungen mit religiösen Themen, vor allem mit dem Wahrheitsanspruch der Religionen. Was soll man als Christ auch machen, schließlich waren die Menschen schon ganz am Anfang des Neuen Testaments sehr betroffen von der Lehre Jesu, denn
„er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.“ (Mk 1,22)
Oft erheben wir diesen Wahrheitsanspruch nicht mehr sehr deutlich. Aber mit diesem Wahrheitsanspruch sind wir bei den andern oft massiv konfrontiert: den Moslems wie den Hindus und allen anderen Religionen, bis hin zum religiös motivierten Kampf gegen die Ungläubigen.
In einer großen rheinischen Tageszeitung werden gegenwärtig Familien vorgestellt und als repräsentativ beschrieben, die ihren Glauben im Alltag leben. Die dort für die katholische Familie geschilderte Rücksichtnahme auf andere Religionen scheint auch tatsächlich typisch für uns Christen heute: „Klar gebe es Menschen, die damit nichts anfangen können, sagt seine Frau Kerstin. Ihr Mann stimmt dem zu.“ „Jeder Mensch soll seine Freiheit haben, ob er in die Kirche geht oder nicht. Was den Glauben angeht, kann sich keiner erlauben zu sagen, welche Religion die bessere ist“, meint der 52-Jährige. Glaube ist für ihn die Wahrnehmung von Wärme und Sicherheit, das Vertrauen, dass der Gottessohn, der zu uns herunter gesandt wurde, immer da ist.“ Aber hier beißen sich die Dinge doch recht heftig: Lässt sich aus den Schriften des Neuen und Alten Testaments, aus den Jahrhunderten der Verkündigung bis „Nostra Aetate“ auf dem Zweiten Vatikanum und der Missionsbetonung unseres gegenwärtigen Papstes wirklich herauslesen, wir Katholiken wollten uns nicht erlauben, unsere Religion für die bessere zu halten? Ist vielleicht diese Übersetzung unseres Glaubens zur Wellness-Religion ohne Alleinstellungsmerkmal und vor allem ohne Absolutheitsanspruch auch ein bisschen dafür mitverantwortlich, dass unsere Gottesdienste so brechend voll sind, dass man kaum Einlass findet? Sicher war es richtig, die These von der Heilsnotwendigkeit der Kirchenzugehörigkeit in den Mottenschrank der Theologiegeschichte zu sperren, aber nun gleich alles für gleich wertvoll und richtig anzusehen, wenn es nur ein bisschen Wärme, Sicherheit und Vertrauen erlaubt? Ist das der Mittelpunkt unseres Glaubens?
Die ausbleibende Naherwartung würde sicher auch Paulus dazu bewogen haben, etwas weniger Reklame für die jungfräuliche Heiligkeit zu machen, wie wir sie in der neutestamentlichen Lesung aus dem ersten Korintherbrief an diesem Sonntags hören, aber der Hinweis sollte doch gestattet sein: Die Sorge um die Sache des Herrn, der vollständig nachzugehen nach Paulus nur Unverheirateten möglich ist,
„Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn; er will dem Herrn gefallen. Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; er will seiner Frau gefallen.“ (1 Kor 7,32f.),
steht im Mittelpunkt unseres Glaubens. Des Glaubens eines jeden von uns, verheiratet oder unverheiratet.
Die Erfahrung dieses Mittelpunkts wünsche ich Ihnen von Herzen.
Ihre Katharina Nowak
Author: Katharina Nowak
Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.
Du kannst einen Kommentar schreiben.